Diese Frau hätte ich gern persönlich kennengelernt. Wüsste gern, wie sie heute 2025 auftreten, präsentieren, sich verkaufen würde. Welchen Beruf sie hätte, und wenn sie Künstlerin wäre, welche Werke sie schaffen würde. Ich meine Artemisia Gentileschi, DIE Malerin aus dem Rom der Barockzeit.

Ich habe ihr – in Gedanken – 3 Fragen gesellt. Das sind ihre Antworten:*

Daniela Kaiser: Signora Gentileschi, Sie waren mega erfolgreich zu einer Zeit, als das für Frauen alles andere als normal war. Was war Ihr Erfolgsgeheimnis? Warum kamen Ihre Kunden zu Ihnen?

Artemisia Gentileschi: Sie kamen zu einer Frau, die das große Talent hatte, die Themen ihrer Gemälde so zu variieren, dass es niemals Wiederholungen in ihren Bilderfindungen gab, nicht mal in der Darstellung einer Hand. 

Daniela Kaiser: Es heißt, dass Sie Ihren potentiellen Auftraggebern nie Skizzen geschickt haben, was ja der üblich Weg der Auftragsklärung war. Warum?

Artemisia Gentileschi: Ich habe mir ernsthaft geschworen, nie mehr Skizzen zu verschicken, und zwar an dem Tag, als ich herausfand, dass ich betrogen wurde. Ich hatte für den Bischof von St. Gata eine Zeichnung erstellt, Seelen im Fegefeuer, und er beauftragte einen anderen Maler mit dem Gemälde zu meiner Zeichnung, um weniger zu bezahlen. Ich kann mir nicht vorstellen, dass das passiert wäre, wenn ich ein Mann gewesen wäre. 

Daniela Kaiser: Haben Sie ein Motto? Können Sie unseren Lesern einen Leitsatz mit auf den Weg geben, der Sie auf Ihrem Erfolg begleitet hat?

Artemisia Gentileschi: So lange ich lebe, werde ich die Kontrolle über mein Sein behalten. 

Daniela Kaiser: Vielen herzlichen Dank für das imaginäre Interview, liebe Signora Gentileschi.

*Alle Antworten Originalzitate von Artemisia Gentileschi, ich habe nur die Fragen dazu erfunden.