Mehr kreativer Spielraum für dein Team? Der Future of Jobs Report liefert richtig gute Argumente.

Kennst du das? Du bist überzeugt, dass dein Team das hinbekommt – nur nicht so, wie Ihr das bisher macht, denn

  • Ihr wollt zwei Schritte voraus sein statt zeitlich immer am Limit zu arbeiten. 
  • Ihr habt Ideen, die nicht nur euer Team betreffen, sondern auch andere Abteilungen, das ganze Unternehmen. 
  • Und sowieso wollt Ihr weniger verwalten und mehr Wow!

Doch wenn wir etwas verändern wollen, weil wir Chancen sehen – und nicht warten wollen, bis uns das Wasser bis zum Hals steht – dann brauchen wir richtig gute Argumente:

  • Argumente für dein Team, um es zu begeistern, etwas anders zu machen als bisher, 
  • Argumente für das Gespräch mit deiner Chefin / deinem Chef, um teamübergreifend kreative Spielräume zu erproben, 
  • Argumente dir selbst gegenüber, wenn du mal wieder zweifelst oder dich fragst, ob das schlau ist, aus der Reihe der „So-haben-wir-es-schon-immer-gemacht-Vertreter“ zu tanzen. 

Genau solche Argumente liefert der Future of Jobs Report. Ich habe dir die wichtigsten Ergebnisse zusammengefasst:

Inhalt

Kurz & knapp: Was ist der Future of Jobs Report?

  • Der Future of Jobs Report ist eine Studienserie des Weltwirtschaftdsforums.
  • Sie gibt Antworten auf die Fragen: Welche Kernkompetenzen (core skills) sind aktuell gefragt, um die zukünftigen Herausforderungen in den Unternehmen zu bewältigen? Welche Fähigkeiten brauchen Unternehmen in 5 Jahren? Welche technologischen, sozialen und wirtschaftlichen Trends gibt es in den Arbeitsmärkten? Und welche Chancen ergeben sich für Angestellte und Unternehmen?
  • Seit 2015 wird die Studie etwa alle zwei Jahre durchgeführt, die Reports wurden 2016201820202023 und 2025 veröffentlicht. 
  • Im aktuellen Bericht von 2025 wurden über 1000 global agierende Arbeitgeber aus 55 Volkswirtschaften, 22 Branchen mit insgesamt 14 Mio Arbeitnehmern befragt.

Es ist eindeutig: Kreatives Denken ist eine der wichtigsten Kernkompetenzen

  • Für 57% aller befragten Unternehmen gehört kreatives Denken zu den Kernkompetenzen der Arbeitskräfte.
  • Von 26 Kompetenzen steht kreatives Denken weltweit an 4. Stelle. An 1. Stelle steht analytisches Denken, an 2. Stelle Resilienz, Flexibilität & Agilität und Leadership & sozialer Einfluss an 3. Stelle. Kreatives Denken gehört gleichzeitig zu den Kernkompetenzen, die am schnellsten an Bedeutung hinzugewinnen, auch hier auf Platz 4. 
  • In Europa steht Kreatives Denken als Zukunftsskill für 2030 hingegen nur an 6. Stelle. 
  • Spannend: 2023 stand kreatives Denken an 2. Stelle, direkt hinter analytischem Denken. Dass nun Resilienz, Flexibilität & Agilität und Leadership & sozialer Einfluss vorgerückt sind, zeigt für mich ganz deutlich: die Unternehmen haben erkannt, dass dies Grundvoraussetzungen sind für cokreatives Zusammenarbeiten in Organisationen.
  • Der größte Sprung überraschte allerdings im ersten Bericht: Die Unternehmen stuften kreatives Denken 2015 unter den Kernkompetenzen an 10. Stelle ein. Aber auf die Frage, wie welche Kompetenzen in 5 Jahren die wichtigsten seien, landete kreatives Denken auf Platz 3. 
  • Kreatives Denken ergänzt zusammen mit weiteren kognitiven Kompetenzen die technologischen Anforderungen, die durch Künstliche Intelligenz und Cybersecurity entstehen, so eine Schlussfolgerung im Report.

Wird kreatives Denken durch generative KI ersetzt werden?

Die Studie fragt explizit danach, inwieweit generative Künstliche Intelligenz Menschen in ihren Fähigkeiten ersetzen wird. Das Ergebnis ist: 

Kreatives Denken wird Aufgabe des Menschen bleiben und NICHT durch generative KI ersetzt werden. 90% des Kompetenzspektrums von kreativem Denken haben ein geringes/sehr geringes Potential, durch generative KI ersetzt zu werden. Nur 5% haben ein moderates Potential ersetzt zu werden.

Viel stärker betroffen von generativer KI sind die Fähigkeiten Lesen, Schreiben und Mathematik, Marketing & Media und natürlich nicht generative künstliche Intelligenz & Big Data, die nun zunehmen durch generative KI ersetzt werden. Auch Mehrsprachigkeit, Programmierung und Finanzmanagement gehören zu den Kompetenzen, die eine moderate bis hohe Kapazität haben, durch generative KI verdrängt zu werden. 

Von den 26 Kompetenzen sind 22 stärker von generativer künstlicher Intelligenz betroffen als kreatives Denken. Selbst analytisches Denken, im Ranking der wichtigsten Kompetenzen konstant auf Platz 1, hat ein höheres Potential ersetzt zu werden als kreatives Denken.

So die Einschätzung der befragten Unternehmen. 

Wie wichtig wird kreatives Denken in deiner Branche?

Die Branchen, in denen die Anforderung an kreatives Denken am stärksten wachsen, sind

  1. Versicherungen und Pensionsfonds
  2. Ausbildung und Training
  3. Medizin & Gesundheitsservice
  4. Fertigungstechnik
  5. Telekommunikation
  6. Informationstechnologie 
  7. Immobilien
  8. Dienstleistungssektor
  9. Transport & Lieferketten
  10. Konsumgüter-Produktion

Ist deine Branche dabei? 

Kreatives Denken bei den Macro-Herausforderungen

Der Future of Jobs Report nennt sie Macrotrends. Ich bezeichne sie als globale Macro-Herausforderungen:

  • technologischer Wandel
  • grüne Wende
  • demographische Verschiebungen
  • geoökonomische Fragmentierung und
  • ökonomische Unsicherheit. 

Vor allem bei ökonomischer Unsicherheit und geoökonomischer Fragmentierung steigt die Bedeutung von kreativem Denken, so das Ergebnis des Reports. Zusammen mit „Resilienz, Flexibilität & Agilität“ seien diese Kompetenzen entscheidend, damit Unternehmen innovativ und wettbewerbsfähig bleiben – und damit das Gefühl von Unsicherheit verringern. 

Was nicht in der Studie steht: auch beim technologischen Wandel, der Klimakrise und demographischen Verschiebungen spielt kreatives Denken eine nicht zu unterschätzende Rolle: 

Der technologische Wandel entsteht erst aufgrund innovativer und kreativer Lösungen. Auch die Nutzung von KI & digitalen Innovationen erfordert kreatives Denken: um neue Anwendungsmöglichkeiten zu entdecken, um sie verantwortungsvoll einzusetzen, um Visionen für die Zukunft zu entwickeln.

Aber auch bei der Klimakrise (der Report nennt den Begriff „Green Transition“, den ich oben als „Grüne Wende“ bezeichnet habe) halte ich kreatives Denken für essentiell. Genau hier benötigen wir kreative und komplett neue Lösungen, um mit weniger Ressourcen die gleiche oder eine bessere Qualität zu erreichen. 

Die demographischen Verschiebungen hingegen könnten für kreatives Denken selbst hilfreich werden. Je schneller sich die Arbeitswelt verändert, desto wichtiger werden Erfahrungen von Kontinuität in der Veränderung selbst. Menschen, die noch zu Fuß zur Telefonzelle laufen mussten, haben einen breiteren Blick auf das Thema Telekommunikation. Wie lässt sich diese Perspektive für die Zukunftsbewältigung nutzen? Das ist eine herausfordernde Frage für Unternehmen, in denen jetzt schon bis zu 4 Generationen zusammenarbeiten. 

Europa hinkt hinterher: Kreativität im internationalen Vergleich

Während 65% der Arbeitgeber in Zentralasien kreatives Denken als Kernkompetenz betrachten, sind es in Europa nur 54%. Lediglich Sub-Sahara Afrika liegt mit 48% noch darunter. 

Was heißt das, wenn die asiatischen und amerikanischen Regionen das kreative Potential Ihrer Mitarbeiter in deutlich stärkerem Maße nutzen? Werden sie innovativere Produkte und Dienstleistungen präsentieren? Können sie schneller handeln? Werden ihre Chancen besser nutzen können?

In Österreich erreicht kreatives Denken als Zukunftseinschätzung für 2030 den 2. Platz, direkt nach „AI & Big Data“. In Deutschland und der Schweiz schafft es kreatives Denken nicht unter die Top 5.

Aber: In Deutschland werden sich 34% der Kernkompetenzen in den nächsten 5 Jahren ändern. In Österreich sind es 38%, in der Schweiz 41%. Der Report nennt es „Disruption to skills“.

Meine Frage: Bewerten die asiatischen und amerikanischen Unternehmen kreatives Denken zu optimistisch? Oder haben wir in Europa das Potential kreativer Lösungen in unseren Unternehmen noch nicht erkannt? 

Kernkompetenzen, Training & Strukturen

Was fangen wir mit diesen weltweiten Einschätzungen an? Bisher offensichtlich noch viel zu wenig. Denn obwohl kreatives Denken von den Unternehmen als eine der wichtigsten Kernkompetenz für die Zukunft gehalten wird, wird es noch fast nirgends trainiert – stellte der Future of Jobs Report von 2023 fest. 2025 gab es dazu keine Angabe. 

Dafür gibt es 2025 eine Auswertung, was Organisationen an der notwendigen Transformation hindert: An 2. und 3. Stelle stehen „Unternehmenskultur & Widerstand gegen Veränderung“ und „Veraltete und unflexible Strukturen“. 

Auf Platz 1 steht: „Fehlende Kompetenz auf dem Arbeitsmarkt“.

Das ist die Herausforderung, wenn wir „kreatives Denken“ in die Organisationen bringen wollen: Wir brauchen Training und Strukturen. 

Kreatives Denken hatte lange Zeit keinen Stellenwert und wurde nicht trainiert. Kein Wunder, dass der Arbeitsmarkt nichts hergibt. Wir brauchen richtig gute Trainings, die Führungskräfte und Moderatoren befähigen, die Team-Kreativität optimal einzusetzen und zu entfalten. Das Ziel: produktiver und wettbewerbsfähiger sein. Denn das sind die beiden wichtigsten Trainingsziele, die Unternehmen für interne und externe Trainings angeben. 

Wenn Menschen „kreativ denken“ können (Training!) und „kreativ denken“ dürfen (Strukturen!), dann verändert sich auch die Unternehmenskultur.

Was kannst du als nächstes tun?

Der Future of Jobs Report liefert richtig gute Argumente

… für dein Team: um die kreativen Spielräume zu steigern und alle mitzunehmen,
… für die nächste Führungskräfterunde, um die anderen Teams für die Zukunftskompetenz Kreativität zu sensibilisieren,
… dir selbst gegenüber: Gib dir dein OK und mach kreatives Denken zu deiner Kernkompetenz.

Kreativer Denken heißt weniger verwalten und mehr Zeit für die wirklich wichtigen Aufgaben zu haben: die, die euch innovativer und produktiver machen; die euch eurem Ziel näher bringen … und euer Unternehmen einen wichtigen Schritt in Richtung Zukunft. 

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