In den Büros werden uns digitale Verbesserungen, hohe Leistungsvorgaben und Abfindungsangebote vorgelegt. Privat beschäftigen uns die Betreuungszeiten der Kinder, die seit September erhältlichen Lebkuchen in den Supermärkten und Terror und Amok. Letztere für die meisten nur über den Fernsehbildschirm, auch für mich.
Existentielles und Bedeutungsloses stehen sehr nah beieinander.
In solchen existentiellen Augenblicken werde ich ganz klar. Auf einen Schlag erkenne ich, was für mein Leben wesentlich ist und was lediglich Gewohnheit ist oder im besten Falle schöne Dekoration.
Die Frage nach der Definition von Kunst wird gern zusammengefasst in: „Ist das Kunst oder kann das weg?“ Ich möchte Sie fragen: Was in Ihrem Leben ist Kunst, was gehört zu Ihrem Lebenswerk? Und was kann weg? Von was träumen Sie? Und für was wird man sich einst an Sie erinnern?
Leonardo da Vinci war überzeugt von der Idee, dass Menschen fliegen. Er beobachtete den Flug der Vögel und erforschte Luftströmungen und Auftrieb. Leonardo war fasziniert von der Bewegung und schaffte es sogar, sie in Gemälde zu bannen.
Wenn wir heute ein Flugzeug besteigen, ist das nur möglich, weil Menschen wie Leonardo weiter gedacht haben als nur an ihre unmittelbare Zukunft.
Frida Kahlos tragischer Unfall, bei dem eine Eisenstange ihren Unterkörper durchbohrte, war der Ausgangspunkt ihrer Karriere zu einer weltbekannten Malerin. Sie bewegte viel, erreichte aber ihren Herzenswunsch nicht: ein eigenes Kind.
Brauchen wir solche rigorosen Einschnitte im Leben, um uns auf das zu fokussieren, was wir haben? Oder schaffen wir es aus innerer Kraft heraus, unsere Welt ein klein wenig besser, schöner oder zumindest für uns selbst passender zu gestalten?
Banksy führt uns als Street Art Künstler vor Augen, wie konstruiert unsere Regelwerke sind, nach denen wir unser Denken und Handeln oft auslegen. Keine Frage, Regelwerke helfen dabei, uns zu organisieren und effektiv zu werden. Wenn wir aber dabei unsere Aufmerksamkeit für das Gegenwärtige verlieren, kann das katastrophale Folgen haben. Über Banksys Felsmalerei eines Einkaufswagen schiebenden Steinzeitmenschen können wir lachen, vor allem wenn wir erfahren, dass die „Fälschung“ erst drei Tage später zwischen prähistorischen Ausstellungsstücken im British Museum in London entdeckt wurde. Aber welche Details übersehen wir in unserem unmittelbaren Umfeld?
Es wird Zeit! Zeit, die Bilder davon zu erneuern, wie wir leben wollen. Zeit, für unsere Überzeugungen einzustehen und uns nicht auf dem Sofa der Gewohnheit auszuruhen und die Weltgeschichte an uns vorbeiziehen zu lassen.
Machen wir es wie die Künstler: Nutzen wir unsere Vorstellungskraft, beobachten wir, und handeln wir!
- Nehmen wir Banksy als humorvolles Vorbild, bestehende Strukturen zu hinterfragen und wenn nötig zu ändern.
- Welche Schicksalsschläge wir auch erlitten haben oder vor welchen wir verschont geblieben sind: Betrachten wir wie Frida Kahlo unsere gegenwärtige Situation als Startpunkt für eine Zukunft, die besser wird: für uns und die Kinder, die uns morgen als Erwachsene ablösen.
- Träumen wir wie Leonardo da Vinci von einer lebenswerten Zukunft und setzen wir unsere Begabungen und unsere Lebenszeit dafür ein. Solange wir leben.
Erinnern Sie sich daran, wofür Sie angetreten sind! Verwirklichen Sie wie Leonardo da Vinci, Frida Kahlo und Banksy Ihr Bild von einer besseren Welt, im Kleinen wie im Großen! Verlassen Sie Ihr gemütliches Sofa und: handeln Sie!
Die Abbildungen sind Ausschnitte aus: Leonardo da Vinci, Studien über den Vogelflug, 1505, aus: Codice del Volo, folio 15v, Biblioteca Reale di Torino. Frida Kahlo, The Broken Column, 1944, Museo Dolores Olmedo, Mexico. Banksy, Fake prehistoric Rock art, 2005.